„Es war einmal…“ Storytelling - Fragen, ohne die Antwort gleich mit zu liefern.

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„Paul ist pleite. Er ist 19 Jahre alt und hat gerade angefangen in Köln Sport zu studieren. Sein Stundenplan ist voll und er kennt sich in Köln noch nicht richtig aus. Die erste Miete konnte er gerade noch so überweisen, aber nun wird’s eng und der Vermieter sitzt ihm im Nacken. Er sucht nach einer Möglichkeit, Geld zu verdienen.“ So oder so ähnlich könnte eine Story beginnen, die in unterschiedliche Richtungen weitergesponnen hilfreich in vielen Bereichen der Unternehmenssteuerung sein kann.

 

Storytelling ermöglicht einen flexiblen Ansatz auf Aufgabenstellungen

 

Unter der Fragestellung: „Wie kann man Paul helfen?“ Ist es möglich die Recruiting-Ebene zu beleuchten und sich Gedanken machen, wie man Menschen wie Paul am besten erreicht, um diese als neue Mitarbeiter zu gewinnen. Unter der Fragestellung: „Wie ist es möglich, dass Paul bei STAFF RENT arbeitet, obwohl er einen engen Stundenplan hat?“ kann man die prozessuale Ebene näher betrachten und Abläufe so gestalten, dass sie Paul tatsächlich entgegen kommen und die Mitarbeiter in die Lage versetzt werden, zu arbeiten und gleichzeitig effektiv zu studieren.

 

Geschichten und Lernen

 

Geschichten: Sie sind ein effektives Mittel zur Weitergabe von Informationen. Denn ob Zahlen, Daten oder Fakten (ZDF) - immer schon sind solche Inhalte vor allem durch Geschichten vermittelt worden. Damit ist Storytelling, also das Geschichten erzählen, das älteste und bis heute erfolgreichste Mittel, um Wissen zu verbreiten und zu erlernen. Angefangen bei der Bibel bis hin zu Märchen und Fabeln. Selbst Eselsbrücken funktionieren so.

Der Grund dafür ist einfach: Das Großhirn, dass Bewusstsein ist verantwortlich für die Verarbeitung von reinen Informationen wie ZDF. Es ist sozusagen der rationale Teil des Gehirns. Das Unterbewusstsein hingegen ist der Sitz der Emotionen, der Bilder und der Geschichten. Wie schon im Blog über spielerisch Erlerntes, geht es immer darum, Relevanz und Nachhaltigkeit zu erreichen, um nachhaltige (Lern-)Erfolge zu erzielen. Das erreichen wir mit Geschichten. Das ist die gute Nachricht. Aber es gibt auch eine schlechte Nachricht: Es gibt, wie Veit Etzold es auf seinem Vortrag bei der TEDx in München nennt, einen Türsteher für das Unterbewusstsein. Und der lässt bei weitem nicht jeden rein. Im Gegenteil. Es ist ein alter Teil des Gehirns, der tausende von Jahren Zeit hatte, Langweiliges und Unrelevantes auszublenden. Dieser Türsteher heißt Mandelkern oder Amygdala und ist Teil des limbischen Systems. In erster Linie ist dieser Mandelkern für die Entstehung von Angstgefühlen verantwortlich. Schaffen es die Geschichten an dem Mandelkern vorbei gibt es kaum eine effektivere Vermittlung von Wissen und Werten als durch Geschichten. Schaffen sie es nicht, werden sie nicht internalisiert.

 

Was macht eine gute Geschichte aus?

 

Gute Geschichten haben einen Helden, der sich einer Herausforderung stellen muss. In unserem Fall wäre das Paul, der mit Geldnot zu kämpfen hat. Mit diesem Helden identifizieren wir uns. Er bildet auch mögliche Anknüpfungspunkte mit unserem eigenen Erlebten. Wo ein Held ist, braucht es einen Gegenspieler: den Schurken, der eine Bedrohung darstellen kann - hier der Vermieter, der von Paul Geld fordert, weil Paul sonst seine Wohnung verliert. Außerdem braucht eine gute Geschichte einen Wendepunkt: als den Punkt, an dem etwas Unerwartetes passiert, etwas, das wie ein Anker den Erinnerungseffekt unterstützt, etwas was die Erwartungshaltung durchbricht. Und zu guter Letzt braucht man einen starken interessanten Beginn, damit der Türsteher die Türe nicht sofort wieder schliesst. 

 

Vorteile des Storytellings 

 

Geschichten dringen tiefer ins Bewusstsein vor, als es Worte oder ZDF es je vermögen. Geschichten regen im Gehirn mehr Bereiche an, als es für das reine Verständnis von den Wörtern der Geschichte nötig wäre. Hirnforscher haben herausgefunden, dass allein die Beschreibung von Gerüchen und Schmerzen ausreichen kann, um die Areale im Gehirn zu aktivieren, die ebenso tätig werden wenn wir solche Sinneseindrücke wie Geruch oder Schmerz real erleben. Glaubt man Neurobiologen liegt es zum Teil daran, dass Geschichten vom menschlichen Gehirn besonders gut erfasst und verarbeitet werden, weil sie eine Vielzahl von Verknüpfungen an bereits vorhandene Gedächtnisinhalte enthalten: denn wir verknüpfen es mit unseren Erinnerungen, die ja bereits für uns wichtig waren . Wir verstehen also nicht nur besser, sondern das „Erlernte“ hat auch eine andere, höhere Relevanz für uns. Hinzu kommt, dass, anders als Sachinformationen, Geschichten Emotionen auslösen und wir die entscheidenden Aussagen besser ableiten und abspeichern können, als ZDF.

Neben dem höheren Erinnerungswert der Geschichten, der zum Beispiel für den Bereich des Vertrieb enorm wichtig sein kann, haben Geschichten noch einen weiteren Vorteil. Sie geben nämlich, anders als eine simple Fragestellung, nicht bereits einen Teil der Antwort vor.

 

Fragen, ohne Antworten direkt mitzuliefern.

 

Denken wir wieder an Paul und unsere Eingangsgeschichte. Unter dem Stichwort Recruiting hätte man auch simpel die Frage stellen können: „Wie erreichen wir mehr Mitarbeiter?“ Wo also ist der Benefit einer Geschichte? Nun, die simple Frage hätte einen Teil der Antwort bereits in sich getragen. Bei Recruiting denken wir nämlich alle sofort an Stellenanzeigen, Flyer, Mitarbeiter werben Mitarbeiter und vielleicht noch social media. Unser Gehirn denkt immer in Mustern und Abweichungen von der Regel mag es nicht. Sie sind gefährlich. Anderes verhält es sich bei unserer kleinen Geschichte: da wir keine direkte Frage gestellt bekommen haben, hat jeder von uns andere Anknüpfungspunkte. Ausserdem setzt die Geschichte früher an: Bevor die Frage nach dem „Wie“ (bekommen wir neue Kollegen?) beantwortet wird, wird die Frage „Warum?“ (soll Paul arbeiten?) und „Wo?“ (finden wir Paul?) möglicherweise gleich mit beantwortet. Das engt nicht nur Streuverluste ein, es reduziert auch die Mittel, die zielführend sein können, um die neuen Kollegen zu finden.

 

Lohnt sich der Aufwand? - Ein Fazit.

 

Wir meinen: Ja.  Storytelling hat mindestens zwei Vorteile: es unterstützt Lernprozesse und hilft, Erlerntes zu internalisieren und Geschichten, gut entwickelt, geben nicht direkt in der Fragestellung einen Teil der Antwort preis. Storytelling schafft darüber hinaus im Betrieb gemeinsame, positive Erlebnisse. Es unterstützt, kreativ eingesetzt das Teambuilding und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Anders als bei simplen Fragestellungen wird man nicht verleitet, beim Wettbewerb abzuschauen und einfach nur „abzukupfern“. Man geht eigenständige, neue Wege, die hochindividuell sind. Wahrscheinlich sind Teile davon so noch nie gegangen worden (ein Beispiel dafür ist unser #SpeedUp Event), und, eben weil sie so hochindividuell sind, sind die eigenständige Wege vom Wettbewerb eben nicht zu leicht nachzuahmen.

Nehmen Sie sich also vielleicht mal einen Moment Zeit und stellen die die nächste Frage in Form von einer gut verpackten Geschichte.

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