STAFF RENT Umfrage: was wollen Kunden wirklich?

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Bei einer nicht repräsentativen Umfrage von STAFF RENT bei Facebook mit über 8000 Impressionen kamen 63% der Teilnehmer zu dem Ergebnis, dass sie bei dem Einsatz von Zeitarbeit sparen wollen. Dafür wären sie bereit mehr zu planen. Nur 37% wollten kurzfristige Hilfe und sind bereit dafür mehr zu zahlen. Auch wenn diese Zahlen nicht repräsentativ sind, so kann man einiges draus ableiten.

Der Preis der Dienstleistung spielt eine Rolle.

Und keine kleine! Unsere Kunden sind preis sensibel – vielleicht den Bereich der Pflege mal ausgenommen (wobei die Preissteigerungen dort auch zu Ausweichbewegungen führen, also das Ende der Fahnenstange augenscheinlich erreicht ist) – und dem müssen wir Rechnung tragen. Den Wettbewerb um die „fairste“ und „gute“ Bezahlung im Tarifwerk über immer höhere Löhne gewinnen zu wollen, den haben wir offensichtlich verloren, denn trotz massiver Lohnsteigerungen und Ost- West Anpassung ist in der Wahrnehmung nichts passiert. Sie dabei mit den Löhnen an der M&E Branche zu orientieren, ist ebenso nicht zielführend. Nicht nur die ist die Zahl der Überlassungen in den M&E Bereich rückläufig, mit der Diskussion über eine Lohngruppe „0“ bei den M&E Betrieben, um die Entgeltgruppe 1 nach unten absenken zu können, sollte dem letzten klar geworden sein, dass die rückläufigen Zahlen nur der Anfang sind und die Branchenzuschlagstarife es für die M&E Betriebe interessant gemacht haben, selbst einzustellen. Eine legitime Ausweichbewegung. Es muss in den anstehenden Tarifverhandlungen ein anderer Weg gegangen werden.

 

Zu hohe Löhne schließen ganze Branchen aus.

Natürlich macht es Sinn, Löhne zu zahlen, die einen Mindestabstand zum Mindestlohn haben. Aber es macht keinen Sinn, ganze Branchen auszuschließen, nur weil die Löhne der Zeitarbeit so hoch liegen, dass der Einsatz der Zeitarbeit dort nicht in Frage kommt. Das führt zu Schwarzarbeit und illegalen Praktiken, die weder für die Branche gut sind, noch für uns als Unternehmer. Beispiele sind: das Bäckerhandwerk, der Garten- und Landschaftsbau, die Feinkeramische Industrie, das Fleischereihandwerk, die Floristen, die Forstbetriebe, das Friseurhandwerk, die Landwirtschaft und die Ingenieur-, Architekten und Planungsbüros. Ebenso weniger dürfen zahlen Busbetriebe, die Systemgastronomen, private Kliniken, Textilreinigungsunternehmen, der Umweltschutz und der Industrieanlagenservice. Diese Aufzählung ist nicht abschließend, sondern einsehbar unter dem Tarifregister NRW. Überraschend? Vielleicht. Aber schlimmer ist – diese preis sensiblen Branchen sind eigentlich kein relevanter Markt, weil wir sie ausschließen. Das ist gerade zu fahrlässig. Wir machen auch im großen Stil dass, was im kleinen auch viel zu häufig passiert. Wir reduzieren uns auf unsere A-Kunden und verschließen Bereiche, statt sie zu erschließen.

Unser Geschäftsmodell bedarf einer stetigen Überarbeitung.

Offensichtlich sind unsere Kunden bereit, mit uns zusammen zu arbeiten, um eine günstige (NICHT: billige) Lösung zu finden. Sie würden mit uns planen – wenn wir sie fragen würden. Wir müssen dafür mehr sprechen. Wo drückt der Schuh? Wie können wir helfen? Aber auch – was bist du bereit zu bezahlen? Denn es muss für beide Seiten interessant sein. Zu leicht ist es, sich nur auf die Überlassung von Arbeitsleistung zu verlassen. Im Rahmen der Berufsfreiheit ist die schneller weg, als man schauen kann. Es gilt, neue Wertschöpfungsketten zu entwickeln und umzusetzen. Das ist deutlich anspruchsvoller, als das was wir aktuell tun – aber es ist die Zukunft.

Disruptoren greifen immer am Punkt der maximalen Ineffizienz an.

Es ist nicht nur das Geld, was uns ausgehen wird, wenn wir uns nicht weiterentwickeln. Wir werden auch genau an einer Stelle angegriffen werden, von der wir es nicht erwarten. Denn Disruptoren (eigentlich sind es Veränderer, denn sie schaffen Neues, auch wenn Altes vergeht) kommen in der Regel aus anderen Branchen und suchen sich immer den Punkt der maximalen Ineffizienz, um anzugreifen und die Wertschöpfungsketten zu verändern. Klingt kompliziert ist es aber nicht. Beispiel Reisebüro. Das hat man einfach ins Internet verlagert. Der Weg hin zum Reisebüro, der Rückweg, das Schleppen der Kataloge – all das war nicht mehr nötig. Diese Ineffizienzen gab es nicht mehr. Was ist die maximale Ineffizienz unser Unternehmung/ Branche? Das ist der Punkt, an dem wir angegriffen werden. Eigentlich nicht schwer.

Was kann man also lernen? - Einfach: die alten Lösungen greifen nicht mehr.

Nur an der Preisspirale im Sinne von „guten, fairen“ Löhnen zu drehen, bringt rein gar nichts. Das haben wir hoffentlich auch aus den Vorjahren gelernt. Wir müssen uns attraktiver machen: Stundenkonto, Weiterbildung und dreiseitige Kooperationen müssen die Regel werden und dürfen nicht die Ausnahme bleiben.

Sollte der Manteltarifvertrag nicht gekündigt werden, sondern nur Entgelt- oder Entgeltrahmen, muss darüber nachdenken, dass selbst zu tun – um uns interessanter für die potentiellen Kollegen und Kolleginnen zu machen.

Es reicht nicht, immer wieder dasselbe zu tun und zu hoffen, dass sich was ändert. Man muss raus aus seiner Komfortzone. Denn wenn man ehrlich ist, ist das nette Sofa mittlerweile häufig sehr unbequem – und kann schnell zum Todesstuhl werden.

Die Lobbyarbeit muss ebenfalls weg von „fair“ und „gut“, von „schwarz“ und „weiß“. Wir müssen hin zu einem selbstverständlichen und selbstbewussten Akteur im wirtschaftlichen Leben. Also hin zu einer Haltung, die der Politik klarmacht, warum es gefährlich sein kann, unsere Branche weiterhin zu diskreditieren. Die AÜG Novelle macht den Unternehmen jetzt schon zu schaffen, die Bürokratie steigt und die Prüfungen seitens der BA werden auch immer schwieriger nachzuvollziehen. Kommt jetzt noch eine "Wirtschaftsdelle", von Krise will man ja gar nicht sprechen, und Gesetzesänderungen die nicht zeitarbeitsspezifisch sind (siehe Teilzeitbefristungsgesetz) kann die Lage für die Unternehmen ganz schnell prekär werden. Es wird Zeit, eine neue Ehrlichkeit einziehen zu lassen, um der Politik nicht durch Pfeifen im Wald vorzugaukeln, dass alles, was passiert ist, der Branche nicht massive geschadet hat. Einer kleinen Branche zwar. Aber der schnellsten und derjenigen, die die meiste Wertschöpfung generiert.

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